Hans Werner Henze

Rosen und Revolutionen

Die Biographie

 

Propyläen Verlag, Berlin 2009

576 S., Photos, Illustrationen, Bibliographie, Chronologie

ISBN 978-3-549-07350-6

 

Eine kompetente, umfassende Biographie des großen Komponisten Hans Werner Henze, einer der wichtigsten und international angesehensten Musikerpersönlichkeiten der Gegenwart, ist längst überfällig. Der Kulturhistoriker und erfahrene Biograph Jens Rosteck legt sie nun nach jahrelanger intensiver Beschäftigung mit Henzes Leben und Werk vor.
Henze war eine Ausnahmeerscheinung der deutschen Nachkriegskultur. Seine Opern lösten Eklats aus. Als radikaler Nonkonformist kehrte er der Enge der Adenauer-Jahre den Rücken, um sich in Italien niederzulassen. Als erklärter Pazifist und Antifaschist ergriff er 1968 die Partei der aufbegehrenden Studenten, solidarisierte sich mit kubanischen Revolutionären und beherbergte den vom Attentat genesenden Rudi Dutschke. Er stand in engem Austausch mit führenden Musikern und Schriftstellern seiner Zeit – die Freundschaft mit der Dichterin Ingeborg Bachmann ist legendär. Henze hat nicht nur großartige Werke von Weltrang geschaffen, sondern ein faszinierend vielseitiges Leben geführt.

Furios zeichnet Rosteck den an Höhen und Tiefen reichen Lebensweg Henzes nach: Kindheit in Westfalen, Kriegsdienst im untergehenden Dritten Reich, Gefangenschaft, Kompositionsstudium und erste Werke, Karriere an deutschen Musiktheatern, politisches Engagement und internationale Erfolge. Sachkundig führt er uns in Henzes ungewöhnlich vielfältiges Werk ein und erzählt die Anekdoten, die sich um dessen Entstehung, Aufführung und Resonanz ranken. Dabei stützt er sich auf umfangreiches Quellenmaterial sowie Gespräche mit Weggefährten.

Das Ergebnis ist ein beeindruckendes Porträt des Menschen Hans Werner Henze, zugleich ein spannendes Kapitel jüngster Musik- und Zeitgeschichte.

 

Buch der Woche

(Die Welt Oktober 2009)

 

Empfehlung des Monats

(Zentral- und Landesbibliothek Berlin – Dezember 2009)

 

Weihnachts-Empfehlung des NDR 1 Niedersachsen 

 (1. Dezember 2009)

 

Weihnachts-Empfehlung des rbb Kulturradio (Klassik-Diskothek)

(4. Dezember 2009)

 

 

Stimmen und Rezensionen

 

Produktiv, eindrucksvoll, monumental

Aus Westfalen in die WeltJens Rosteck schreibt die Biographie des Komponisten Hans Werner Henze

„Es wird nicht die letzte Biographie über den wohl bedeutendsten deutschen Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sein, doch wird sie für längere Zeit maßgeblich bleiben. Der Berliner Musikwissenschaftler Jens Rosteck, der in Nizza lebt, hat sich sowohl dem künstlerischen Werk als auch dem Leben Hans Werner Henzes gewidmet und versucht, beides für den Leser zu entschlüsseln. Herausgekommen ist eine souveräne Darstellung, die die Wesenszüge des Künstlers aufdeckt, ohne dessen Widersprüche zuzudecken.“

(Hans-Ulrich Treichel Die Welt)

 

Der Fürst von Montepulciano

Aus finsterster Tiefe in lichtdurchflutete HöhenJens Rosteck schreibt die erste große Biographie des Komponisten Hans Werner Henze

„Rostecks Buch ist wirklich eine Biographie, keine Monographie. [Ein] für eine Biographie ungewöhnlich sprachmächtiger und an Zwischentönen reicher Text.

Manche Details werden auch mit Hilfe unveröffentlichter Quellen zurechtgerückt, wie Henzes selbstherrliche Darstellung von Streitigkeiten mit Auftraggebern. Am stärksten aber ist Rostecks Buch in den umfangreichen, [Erkenntnis] bringenden Beziehungsporträts. Sie zeigen Henze mit Ingeborg Bachmann (Monster und Schildkröte, wie sie sich selbst nannten) und Henze mit seinem jahrzehntelangen Lebenspartner Fausto Moroni, der als wesentlich Jüngerer vor zwei Jahren starb. Über Liebesdinge, emotionale und erotische Verstrickungen und menschliche Schwächen vermag Rosteck nicht nur klug, sondern auch unbefangen und locker zu schreiben.“

(Berliner Zeitung)

 

Günstling des Glücks

Jens Rosteck schreibt die erste Biographie des deutschen Komponisten Hans Werner Henze

„Unter den professionellen Betrachtern von klassischen Musikern und ihrer Musik gibt es solche, die spitzfindig kombinieren und denken können, und solche, die sich aufs klingende, hellhörig machende Schreiben verstehen. Nur selten fallen beide Talente zusammen, was insbesondere für die Biographieschreibung ein Unglück ist. Der Musik- und Literaturwissenschaftler, Pianist, Kabarettist und erfahrene Biograph Jens Rosteck beherrscht beides und zwar so brillant, dass einen bei der Lektüre seines knapp 600-seitigen Lebensresümees über den westfälisch-italienischen Komponisten Hans Werner Henze bisweilen fast gern der Schwindel packt.

[Es ist der] Gipfelpunkt seiner eleganten Formulierungslust. Keine Angst also vor allzu Gefühligem, schrankenlos Nachempfundenem in den fünfzehn säuberlich verzahnten, ineinander verschränkten, gut gebauten Kapiteln. Von Henzes bitterer Vorkriegsjugend in Gütersloh bis zum Zikaden umzirpten Eremitendasein des 'Alten' auf La Leprara, dem Gut in der römischen Campagna, spannt sich hier ein leuchtender Bogen. Ein, zwei, drei Leben, mindestens.

Das Prinzip hinter einem derart emphatischem Stil aber ist bemerkenswert. Rosteck infiziert sich gleichsam mit Henze und dessen geistiger Erotik, willentlich, wissentlich. Steckt sich an mit seinem hohen Ton, dem 'festen Glauben an einen moralischen, der Sprache zuzutrauenden Neubeginn' nach 1945, sympathisiert selbst mit den Koketterien, den weltschmerzlichen Sehnsüchten des Heimatflüchtlings. Es ist Rostecks musikalisches Gespür für Pausen, für sich gleichsam von selbst auffüllenden Lücken und Leerstellen, das hier die Melodie macht.

Das Henze-Bild präsentiert sich in einer geradezu unverschämten Fülle. Wohltuend auch, dass Rosteck sich jeder strengeren musikalischen Analyse enthält. Die großen Skandale um das 'Floß der Medusa' und 'König Hirsch' erscheinen hier mehr als persönliche oder gesellschaftliche Menetekel denn als ästhetische. Der Leser darf sicher sein: Er wird mit allem Nötigen versorgt. Und auch zu Fausto weiß Rosteck Eindringliches, ja Liebevolles zu berichten.

Eine Biographie, in der sich tagtäglich spazieren gehen lässt wie in einer Landschaft.“

(Christine Lemke-Matwey – Der Tagesspiegel)

 

„Wer sich in ein bewegendes modernes Künstlermärchen hineinträumen möchte, dem sei Rostecks Buch ans Herz gelegt.

[Ein] emphatisch geschriebenes Buch [mit] einem mimetischen, sich phantasievoll in die Innenperspektive des Protagonisten versenkenden Sprachstil, das ausführlich und sorgfältig alle verfügbaren Details und Daten zu einer gut lesbaren Chronologie verarbeitet.

Es hat etwas Anrührendes, wie [Rosteck] die Bedrohungen und Demütigungen des jungen Henze durch die väterliche Spießermoral schildert. Es gelingen ihm auch eindringliche Portraits der Beziehungen zu Ingeborg Bachmann und zu Henzes langjährigem Lebensgefährten Fausto Moroni.“

(Frankfurter Allgemeine Zeitung)

 

„Wer ist der Mensch, der homosexuelle Mann hinter dem Komponisten Henze? Das bewegt den Biographen Jens Rosteck. Wie lebt er? Wie liebt er? Was motiviert ihn? Durch welche Stimmungen geht er? Fragen, die Jens Rosteck aus soziologisch-gesellschaftspolitischer Sicht beantwortet. Dabei vermeidet er Küchenpsychologie. Wir erfahren, wie Hans Werner Henze sich in menschlichen Extremsituationen verhält: beim Tod seiner geliebten Dichterin Ingeborg Bachmann, und als er in einem römischen Antiquariat dem Jüngling Fausto Moroni begegnet, der ihn vierzig Jahre seines Lebens begleiten sollte. Auch das Kapitel über Henze und die Szene der Neuen Musik, überschrieben mit 'Lachenmann lachte nicht', gibt tiefere Einblicke, als es dieser Wortwitz vermuten lässt. Wer das liest, hört anders. Und versteht, was Henze zum Komponieren anregt.

Jens Rosteck findet wunderbare Bilder. Für Landschaften, Szenen, Stimmungen. Alles ist von Henzes starker Aura durchdrungen. Die Umgebung des Komponisten erscheint als eine lebendige Theaterkulisse; es ist eine Weltbühne. In diesem Lebensdrama hat ein sturer Westfale, ein schillerndes Genie, seine Heimat in einem italienischen Arkadien gefunden. Der Autor [findet] seine Rolle als engagierter, umsichtiger Beobachter [mit einem] wortgewandten Tonfall, der auf Henzes Musik verweist.

Man muss sich nicht speziell für Musik interessieren, um dieses Buch in die Hand zu nehmen.“

 (Margarete Zander – NDR Kultur)

 

„Jens Rosteck [hat] unter dem Untertitel 'Rosen und Revolutionen' – an beidem liebte der von ihm gewählte Composer unersättlich zu schnuppern – eine geradezu enthusiastische, glänzend recherchierte Biographie von Hans Werner Henze vorgelegt. Bei Rosteck [geht es] um die Unbeirrbarkeit eines einzelnen Musikers, der durch dieses Jahrhundert unbeirrt seinen eigenen Weg schritt: zielstrebig, trotz aller Steinschläge, zum Olymp hinauf, zu Ruhm, Erfolg und einem gelassenen Leben.“

(Klaus Geitel – Berliner Morgenpost)

 

Ein widersprüchliches Leben

„Wie lässt sich eine solche Vita, die man fast klischeehaft als eine Abfolge von Triumphen und Katastrophen bezeichnen muss, geprägt von ebenso ungeheurer Arbeitsenergie und Daseinslust wie von Selbstzweifeln und Lebensverdruss, in eine Lebensbeschreibung pressen? Der Musikologe und Germanist Jens Rosteck (47) hat sich dieser gewaltigen Aufgabe angenommen. 'Rosen und Revolutionen' heißt der Untertitel des 575 Seiten starken Werks, das nichts weniger als 'Die Biografie' des nun 83-Jährigen darstellen will. Auf beachtlichem Niveau. 

'Roses and Revolutions' heißt das Gedicht Dudley Randalls, das Henze für 'Voices', seinen Zyklus politischer Lieder vertont hat. Mit diesem Titel spielt Rosteck auf die schillernde Widersprüchlichkeit Henzes an, der gleichzeitig als überzeugter, aber nicht orthodoxer Sozialist und Bohémien und barocker Lustmensch die Linke wie das Bürgertum irritierte. Auch als Komponist saß er lange zwischen den Stühlen des bürgerlichen Konzertbetriebs, den er schnell eroberte, und denen der Kollegen aus der Avantgarde-Abteilung, die ihn aufgrund seines Willens zum unbedingten Schönklang misstrauten.

 Rosteck, der zuvor unter anderem mit Monografien über Bob Dylan und Lotte Lenya und Kurt Weill Aufmerksamkeit erregt hat, breitet das Leben und Wirken Henzes in 15 elegant miteinander verzahnten Kapiteln in großer Ausführlichkeit aus, ohne in ermüdende Pedanterie zu verfallen. Wie Rosteck [dabei] seine Fakten kompiliert, gewonnen aus intensiver Archivarbeit und Gesprächen mit Weggefährten, lässt manche Lebensepisode Henzes deutlicher erscheinen.

 Zwar kommt der Autor auch zu den üblichen Folgerungen, wenn er der Ärmlichkeit der Kindheit den Ursprung von Henzes Sehnsucht nach Schönheit (und Luxus) sieht, in den Erfahrungen des Krieges seinen unbedingten Überlebenswillen und in dessen Schöpfungsdrang Henzes protestantisches Arbeitsethos. Doch selten war so deutlich etwa über Henzes Aufwachsen in ostwestfälischer Kargheit zu lesen. 'Der erregende Musenkuss, den die Moderne der jungen Weimarer Republik auf die Wangen drückte, hatte in und um Bielefeld keine sichtbaren Lippenspuren hinterlassen', schreibt Rosteck in feuilletonistischer Bravour.“ 

(Neue Westfälische Zeitung)

 

Der Vorzeigekomponist

Hans Werner Henze in der Biographie von Jens Rosteck

„Musikgeschichte ist Zeitgeschichte. Der heute 83-jährige [Henze] aus dem westfälischen Gütersloh blickt auf ein fieberhaftes, an Menschen und Ereignissen überquellendes Leben zurück. Mehr als ein halbes Jahrhundert lang bewegt er sich auf Schauplätzen in Italien, England und Deutschland, auf den international wichtigen Bühnen der Musik und der benachbarten Künste. Eine Biographie über ihn ist längst fällig, die Sichtung der Stationen, die Analyse der Antriebskräfte, die Beobachtung der Mitmenschen in diesem Leben. Viel Stoff ist zu bewältigen.

Der Autor von Monographien über Bob Dylan und Oscar Wilde, der 47 Jahre alte Publizist Jens Rosteck, weiß, wie er das mit Fleiß gesammelte Material auszubreiten, lesbar, lebhaft oder sogar süffig zu erzählen hat. Die Lebensgeschichte Henzes leuchtet in vielen Facetten und Details – von der westfälischen Kindheit in der Endphase des Dritten Reichs, mit Gefangenschaft, über die Ausbildungszeit bis hin zu den ersten künstlerischen Gehversuchen, ersten Kompositionen. Die Hin- und Abwendung von der Neuen Musik in Darmstadt, die 'Flucht' nach Italien und die Einrichtung des Lebens dort. Situationen mit sehr vielen verschiedenen Menschen des Lebens und Arbeitens, viele Zitate der Zeitgenossen und aus Henzes autobiographischen Schriften, Freundschaften wie diejenige mit Ingeborg Bachmann, die Begegnungen mit Schlöndorff, Enzensberger und Dutschke, Nono, Strawinsky und Visconti, mit Künstlern aller Richtungen.

Ein ganzes Kapitel ist Henzes glücklicher Musikanimation in der Toscana Mitte der siebziger Jahre gewidmet: Montepulciano. Eingeschlossen darin das Workshop-Experiment im steirischen Mürzzuschlag und die Gründung der Münchener Musiktheater-Biennale 1988.

Ein anderes Kapitel versucht zu erfassen, wie Henze 'Auf Kriegsfuß mit der Avantgarde' geriet. Das zieht sich von der für Henze befremdlichen frühen Darmstädter Begegnung mit Stockhausen über den Eklat von Donaueschingen 1957 – Boulez, Nono, Stockhausen verlassen bei Henzes 'Nachtstücken und Arien' indigniert den Saal – hin zur erbitterten Polemik mit Helmut Lachenmann ab 1982.

Einem besonderen Mann in Henzes Leben, Fausto Moroni, dem vitalen, umtriebigen Lebenspartner, Assistenten, Manager, Gärtner, Koch, sind viele Buchseiten gewidmet. Ebenso Henzes herrschaftlichem Wohnsitz La Leprara in den Albaner Bergen bei Rom. 

Jens Rosteck hat den Ehrgeiz, nicht nur das Leben eines Künstlers darzustellen, sondern auch die Musikepoche, die ihn hervorgebracht hat und in der er lebte und lebt.“

(Süddeutsche Zeitung)

 

Komponist und Kommunist

„Hans Werner Henze ist einer der bedeutendsten noch lebenden Komponisten der Gegenwart. Jens Rosteck informiert umfassend über Leben und Werk und spart auch nicht den politischen Menschen Henze aus, der mit seinen Ansichten im Kulturbetrieb öfter aneckte.

Was Jens Rosteck anbietet, ist die erste wirkliche ausführliche, umfassende Biographie des Meisters. Henze als Person, sein buntfarbenes Werk und sein politisches Engagement sind inzwischen weltweit ein Begriff. Rosteck holt weit aus und beschreibt, gleichsam resümierend, die Mannigfaltigkeit der internationalen Rezeption des Henzeschen Werkes – samt einer Chronologie im Anhang, die eine Überschau zu Leben und Werk ermöglicht. 

Rosteck beschränkt sich in der Beschreibung von Henzes Werdegang keineswegs auf die 'Hochkultur', also auf Opern, Orchestermusiken, Ballette, Kammermusiken, komponiert für den traditionellen Konzertsaal. Er bezieht das ganze Spektrum, dessen sich Henze bedient hat, ein. Des Komponisten Sinn, für Kinder Musik zu schreiben, etwa mit der Oper 'Pollicino'. Sein Interesse, Festivals zu gründen und solange in Gang zu halten, bis sich Nachwuchs findet, sie dauerhaft weiterzuführen. Beispiel: das in Montepulciano nahe seinem langjährigen Wohnort Marino in Italien. 

Sodann charakterisiert der Autor Henzes großzügigen, luftigen Kunstbegriff, sein Herz für die exotischen Farben von Volkstraditionen, seine Bereitschaft, Musik jenseits des Etablierten aus Ländern, die er bereist hat, hörend zu verarbeiten – aus Kuba etwa, wo sich der 'rote Henze' oder der 'Salonkommunist Henze', wie ihn die zentralen Feuilletons über Jahrzehnte weg titulierten, 1969/70 mehrmals aufhielt. 

Jens Rostecks Biographie ist zugleich eine eminent politische Biographie. Das ließ sich auch nicht anders bewerkstelligen. Denn Henze ist neben Dessau, Nono, Schenker und anderen der Modellfall eines politisch denkenden, fühlenden, arbeitenden Komponisten. Daran führte kein Weg vorbei. Und das wollte Rosteck auch nicht. Im Gegenteil. Auf den politischen Pfaden, einschließlich der Schwierigkeiten und Schmähungen, die dem Künstler fortdauernd entgegenschlugen, wandelt der Autor, Henzes Leben an der Hand, mit und erhellt sie. Er beschreibt die Umfelder und Zusammenhänge jener 'Musica impura', die der Komponist in Abgrenzung zum 'L'art pour L'art'-Anspruch mancher Neutöner vehement vertrat. 

Er fragt kritisch nach den gesellschaftlichen Antagonismen im von Henze ungeliebten Deutschland West, das sein Protagonist unter Schmerzen früh verlassen hatte und dem er sich erst wieder positiv zuwandte, als dort die Verhältnisse knirschten. Je mehr der Komponist die emanzipatorische Bewegung der 68er unterstützte, desto mehr löckte er alle Stachel im bundesdeutschen und Westberliner Kulturbetrieb. Erst recht, als herauskam, dass er dem Freund Rudi Dutschke in ärgster Not Wohnstatt in Marino gab, und fortan die Journaille das Haus umzingelte. 
All das führt die Biographie detailliert vor. Auch die kubanischen Erfahrungen, festgehalten in einem der Henze-Tagebücher, nehmen bei Jens Rosteck eine akzentuierte, nicht unkritisch behandelte Stellung ein.
Henze musste wegen seines sozialen Engagements – dies führt wie ein roter Faden durch die Biographie – manches Mal Spießruten laufen vor Ideologen des Establishments oder linksradikalen Vollidioten, die noch dessen engagierte Kompositionen als Tempelgüter des Großkapitals brandmarkten. Das passierte seit dem Uraufführungsverbot des Oratoriums 'Das Floß der Medusa' in Hamburg 1968 immer häufiger. Das 'Medusa'-Projekt sei, so der Autor, 'eine politische Aktion – keine zeitenthobene Oper'.

Rosteck beschreibt den Hamburger Skandal minutiös, genauso die darauf folgende Welle der Anfeindungen und die Unbeugsamkeit Henzes. Gleichfalls kennzeichnend: Subjektive Stimmungen, widersprüchliche Gefühlslagen, atmosphärische Schwankungen im Seelenhaushalt seines biografischen Subjekts. 
Grundzug der Biographie, die auf musikalische Analysen weitgehend verzichtet, stattdessen stofflich, etwa zu den Opern, viel zu erzählen weiß: Einmal identifiziert sich der Autor mit Henze-Haltungen in Musik und Schrift, zum anderen steht er ihnen kritisch gegenüber. Meist verdeckt, mit einem ironischen, auch bitteren Lächeln im Subtext und der Attitüde: Na, was hat denn der Henze da bloß wieder ausgefressen, wenn er sich auf die Insel Kuba begibt und dort bei der Zuckerrohrernte hilft und den Bewohnern seine 6. Sinfonie widmet, eine Musik, wie sie die europäische Kennerschaft selbstverständlich nur belächeln würde. Und dann, eine Seite weiter, steht der Biograph wieder voll und ganz im Einklang mit der Sache, die Henze vertritt, was immer es für eine sein möge.

Alles in allem ist Jens Rosteck ein gewichtiger, insgesamt erhellender, aufklärerischer Beitrag zu Leben und Werk von Hans Werner Henze gelungen.“ 

(Stefan Amzoll  – Deutschlandradio Kultur)

 

Westfale, etwas südlich geraten

Jens Rostecks seriös-erzählerische Biografie über den Komponisten Hans-Werner Henze und die italienische Existenz als Trick, der ermöglicht, das eigene Leben zu führen

„Freies Geleit braucht man in feindlicher Umgebung. Dass der Komponist Hans-Werner Henze die Landschaften und Umstände seines Aufwachsens als feindlich empfunden hat, und zwar mit guten Gründen, hat er schon in seiner Autobiografie erkennbar gemacht; sein früh gereifter Entschluss, in Italien zu leben, entsprang weniger einer Extravaganz als existenziell empfundener Notwendigkeit. Die seit den frühen 50er Jahren überwiegend ausländische Existenz erlaubte ihm, sein Leben ungestörter zu leben, als es in Deutschland möglich gewesen wäre. Nicht, dass Italien ein grundsätzlich besseres Land wäre, es war wohl eher der Status des Ausländers, der Henzes Lebensgefühl entsprach und Freiheitsgrade (sowie, nebenbei, bessere Wetter- und Lebensmittellagen, schönere Gärten und Landschaften) bot. Freiheit, das heißt auch, entscheiden zu können, wie weit einen die Umgebung, in der man lebt, wirklich etwas angeht.

Die italienische Existenz als Trick, der ermöglicht, das eigene Leben zu führen, war schon Thema in Henzes Autobiographie "Reiselieder mit böhmischen Quinten" . Sie ist auch ein Leitmotiv in Jens Rostecks jetzt erschienener Biographie. Freies Geleit: Der Wunsch oder die Forderung könnte wie ein Motto über der Lebensbeschreibung stehen. "Die Erde will ein freies Geleit ins All / jeden Tag aus der Nacht haben / daß noch tausend und ein Morgen wird / von der alten Schönheit jungen Gnaden" , heißt es in dem Gedicht dieses Titels von Ingeborg Bachmann.
Wenn man die akademische Avantgarde nicht für den einzigen Nabel der zeitgenössischen Musikwelt hält, muss Henze einem fast zwangsläufig als bedeutendster deutscher Komponist des 20. Jahrhunderts erscheinen. Seine Distanz zur Avantgarde war nicht nur selbstgewählt, aber seiner inneren Haltung zum Komponieren und zum Leben durchaus angemessen. Gleichwohl hat er die Ausgrenzung schmerzlich empfunden und zornig kommentiert; sein nicht nur künstlerischer, sondern durchaus auch ökonomischer Erfolg als Komponist bot nie eine vollständige Kompensation.
Henzes Privatleben kommt in der Biographie diskret, aber präzise und gewissermaßen handverlesen vor; es ist bevölkert von einer überschaubaren Anzahl namentlich genannter Mitmenschen. Die zentralen Gestalten sind, neben den Eltern, Ingeborg Bachmann und Fausto Moroni. Woraus nach dem Tode der Bachmann im Oktober 1973 und nach Fausto Moronis Tod im April 2007 die Konsequenz entsteht, dass das letzte Kapitel der Biographie die Perspektive eines alten Mannes einnimmt, dessen wichtigste Mitmenschen nicht mehr bei ihm sind. Der Biographie-erfahrene Rosteck geht nicht in die emotionalen Fallen, die bei einer allzu geringen Distanz zum Gegenstand allenthalben warten; aber er wählt auch keine unpersönliche Distanz. Er schafft es, beides in seinem Text auszubalancieren: die mit Empathie, mit schriftstellerischer Verve und oft noch länger nachschwingender Formulierungskunst hergestellte emotionale Nähe und den objektivierenden Gestus des Chronisten.
Dazu gehört, dass er sich nie genau über die Schulter sehen lässt: Wie gut kennt er Henze und dessen Lebensumstände aus eigener Anschauung? Oder grundsätzlicher und methodologischer: Kann man ein Leben überhaupt beschreiben, ohne sich in dessen Nähe zu begeben, und ist eine solche Annäherung nicht auch notwendig eine emotionale? Rosteck lässt solche Fragen offen, behandelt sie nur implizit. Entscheidend ist die Verlässlichkeit und Schlüssigkeit des entstehenden Lebensbildes, die durch Nähe nicht gestört wird; entscheidend ist die Würdigung der Quellen und deren Transparenz. Und manchmal erscheint die Empathie des Biographen geradezu als literarischer Trick, um die Lesbarkeit seines umfangreichen Buches zu fördern; ein weiterer Trick ist übrigens der weitgehende Verzicht auf Werkanalysen und die gleichzeitige Verlegung von bedeutungsvoll verweisenden Spuren zwischen Leben und Werk.
Wer freies Geleit beansprucht, ist auf einen gewissen Respekt des Gegners vor althergebrachten Regeln angewiesen. Das hat für Henze nicht immer geklappt, aber er ist dennoch recht weit gekommen, auch wenn er selbst das im Lebensrückblick, wie Rosteck im Schlusskapitel zitiert, durchaus kritisch sieht: 'Aber ich wusste, eines Tages werde ich dieses Haus haben, das wird so aussehen wie ein etwas südlich geratenes, mittelmeer-stilisiertes, westfälisches Bauernhaus mit einer großen Mauer drum herum, viel höher als die westfälischen Mauern meiner Kindheit waren.'
Es ist durchaus offen, ob dieses Bild eines mythischen Lebenskreislaufs in Depression oder Versöhnlichkeit mündet. 'Du sollst ja nicht weinen, / sagt eine Musik. / Sonst / sagt / niemand / etwas', schrieb Ingeborg Bachmann.“

(Hans-Jürgen Linke  – Frankfurter Rundschau)

 

„Es wurde höchste Zeit, den heute 83-jährigen Henze in einer umfassenden und lesenswerten Biographe zu würdigen. … Jens Rostecks Biographie mit dem Untertitel 'Rosen und Revolutionen' zeichnet einen faszinierenden, an Höhen und Tiefen reichen Lebensweg.“ 

(NDR)

 

Musik der Erinnerung

„Manchmal träume er davon, sein Vater komme um die Ecke und besehe sich, wozu er es gebracht, sagt Henze unumwunden. Der Satz findet sich in der Henze-Biographie von Jens Rosteck – einem Buch, das einem prallvollen, intensiven, immer auch bewusst nach außen hin gelebten Leben gilt.

Manches ist da zu erfahren, der Autor hat breit recherchiert. Geschickt gelöst ist dabei das Problem der Verbindung von chronologischer Erzählung und thematischer Vertiefung.“

(Neue Zürcher Zeitung)

 

Großmeister der Klangwelt

„Jens Rosteck [hat] die erste große Biographie über Hans Werner Henze verfasst [und] widmet sich dem Rebell der modernen Oper. Er feiert den zu Jähzorn und ausgewachsenen Tobsuchtsanfällen neigenden Knaben Hans als die maßstabsetzende linke Persönlichkeit der Bundesrepublik Deutschland. Rosteck spricht vom ewigen Rebell der zweiten Jahrhunderthälfte und spart nicht mit Lob für den Außenseiter, der sich künstlerisch und persönlich stets exponiert und Ausgrenzung nicht allein als bekennender Homosexueller erfahren hat. Die Wurzeln dieser Verletzung [liegen] im Verrat durch den Vater [Henze], der sich vom linksliberalen Volksschullehrer zum überzeugten Nationalsozialisten wandelte.

Die Schilderung dieser traumatisierten Kindheit gehört zu den stärksten Passagen der Biographie, die sich stellenweise wie ein Thriller liest und vom Erzähltalent des sprachmächtigen Autors zeugt.

[Rosteck] hat die Fülle von Quellenmaterial zu nutzen gewusst und akribische Genauigkeit bei dessen Auswertung walten lassen. Rosteck dürfte es zweifellos gelingen, Henze ins Gespräch zu bringen.“

(NZZ am Sonntag)

 

Abgestempelt als Champagner-Linker – Jens Rostecks Buch über Hans Werner Henze ist mehr als eine Künstlerbiographie

„Jens Rosteck, der bereits Biographien über Künstler wie Kurt Weill oder Monographien zu Oscar Wilde und Bob Dylan verfasste, hat unter dem Titel 'Rosen und Revolutionen' das Leben Hans Werner Henzes nachgezeichnet.

'Rosen und Revolutionen' ist keine ausgesprochene Künstlerbiographie für ein eingeweihtes Nischenpublikum, sondern spannende Zeitgeschichte, erlebt [und] gelebt aus dem Blickwinkel eines in allen Belangen bis an die Schmerzgrenze konsequenten Menschen.“

(Oberhessische Presse)

 

 

„Hans Werner Henze“ –  wie eine spannende Erzählung

„Mit dieser vorzüglichen Publikation ist ein modernes Standardwerk entstanden, das aus heutiger Sicht als ein würdiger Beitrag zur Henze-Ehrung angesehen werden kann. 
Der Verfasser Jens Rosteck hat es verstanden, durch seine Analysen und Anekdoten, durch Herauskristallisieren von Wichtigem und Neuem auf dem Gebiet der Henze-Forschung eine detaillierte Grundlage zu schaffen. Er bringt dem Leser die Charaktere aus Henzes Umfeld näher, hebt das Auf und Nieder in des Meisters Leben plastisch heraus und gibt somit dem Ganzen ein zeitgeschichtliches Kolorit. 
Ein wichtiges Detail moderner Musikgeschichte, dargestellt wie eine spannende Erzählung. 
Ein Buch also, das ich nur wärmstens empfehlen kann!“

(amazon-Kundenrezension, 21. Februar 2010)

 

 

Hervorragend

„Kenntnis- und zitatenreich, flüssig geschrieben, voller Hintergrundinformationen über (gesellschafts-)politische Aspekte des Lebens und Schaffens schafft es der Autor, Laien und Musikfreunde gleichermaßen anzusprechen: voller Sympathie, und doch immer mit adäquater Distanz, ist Jens Rosteck eine ideale Künstlerbiographie gelungen.“

(amazon-Kundenrezension, 28. Oktober 2012)

 

 

„Manchmal wiederholt sich eben auch die Musikgeschichte. Anfang der Fünfzigerjahre war Hans Werner Henzes freizügig-offenes, in keine Schublade passendes Musikdenken zur Zielscheibe der Nachkriegsavantgarde-Päpste um Stockhausen geworden. Dreißig Jahre später wurde Henze erneut attackiert. Diesmal von Helmut Lachenmann, der ihm Hochverrat an der Moderne vorwarf. Henzes Schutzschirm funktionierte auch da wieder, denn er komponierte ohne Trotz an seinem ganz eigenen Lebenswerk weiter. Doch kalt haben Henze solche Attacken nie gelassen. Zu diesem Fazit kommt man auch nach der Lektüre einer neuen Henze-Annäherung. Der Biograph Jens Rosteck hat mit aller Fleißarbeit den Weg Henzes von dessen Geburtsort Gütersloh bis zum heutigen Domizil in Italien nachgezeichnet und dabei Kapiteln wie der Begegnung zwischen Henze und Ingeborg Bachmann entsprechenden Platz eingeräumt.

Rosteck [ist] dem [Gewürdigten, dem] sensiblen Feingeist, selbstbewussten Großbürger und vor allem zweifelnden (Künstler-)Menschen erstaunlich nahe gekommen.“

(Rondo Magazin, Januar 2010)

 

 

„Es gibt viel zu erzählen über den Komponisten Hans Werner Henze, und Jens Rosteck tut das genüsslich und in aller Ausführlichkeit. Seine Biographie zeichnet sich durch große Detailgenauigkeit aus und reicht mit dem Veröffentlichungsjahr 2009 bis an die unmittelbare Gegenwart heran. Henzes autobiographische Erinnerungen sind dagegen bisweilen zwar nicht minder genießerisch verfasst, brechen aber schon 1995 ab, weshalb man Rosteck dankbar für Einblicke in die jüngsten Entwicklungen ist.

Der schillernden Gestalt Henzes wird das Buch in überzeugender Weise gerecht. Das Buch enthält glänzende Ausführungen über diesen großen unangepassten Komponisten, der sich wiederholt mit bürgerlicher Enge konfrontiert sah, nach Italien floh, als Rebell Anfeindungen efuhr und immer wieder auch Bewunderung fand.

Die Biographie von Jens Rosteck bietet einen gelungenen Beitrag dazu, eine vielschichtige Persönlichkeit in ihrer Gesamtheit erfahrbar zu machen.“

(Rheinische Post, Februar 2010)

 

Jens Rosteck – Hans Werner Henze

„An all die Bewunderungsformeln und Schmähungen hat er sich gewöhnt: Vorzeigekomponist, Rebell, Salonmarxist, Schönheitsfanatiker. Immerhin ist er einer der bedeutendsten oder sogar der bedeutendste Komponist der letzten 50 Jahre: Hans Werner Henze.

Er hat ein riesiges Konzert- und Opernwerk geschaffen. In seinem Luxuslandhaus in der Nähe Roms schreibt mit seinen 83 Jahren noch immer weiter. Und bekennt sich kompromisslos zu Genuss und Schönheit: ‚Ich bin ein Mensch, der sich sehr gerne amüsiert‘, sagt Henze. ‚Ich lebe gerne und gut. Und mir gefallen schöne Leute besser als nicht so schöne –  ich habe da so kleine hedonistische Schwierigkeiten...‘

Schon in den 60er Jahren ist Henze als Komponist arriviert und etabliert, feiert europaweit Opern- und Konzerterfolge. Fünf Jahrzehnte lang wird er nun sein Publikum verzaubern, überraschen, auch provozieren. Mit großer Sprach- und Erzählkraft legt Jens Rosteck nun die erste Biographie dieses Komponisten vor, der sich, so seine These, jeder Kategorisierung entzieht. ‚Ich glaube, er wollte einfach immer einen Sonderweg gehen‘, sagt Rosteck.

Henzes Jugend ist die Erfahrung von Enge, Nazi-Drill und Zerstörung. Mit 18 wird er noch eingezogen, erlebt die Kriegsgefangenschaft. Dazu verbotene Liebeserlebnisse!  Henze ist homosexuell. Sein Vater droht, ihn wegen dieser sogenannten Andersartigkeit gar ins KZ zu schicken.

‚Ich habe die Mängel meiner Kindheit und Jugend, die mit der Armut etwas zu tun hatten und mit den schrecklichen Zeiten, in denen man lebte, in der Kriegszeit und in der Nachkriegszeit, versucht zu reparieren oder aufzuarbeiten‘, sagt Henze.

Italien: die neue, die bessere Heimat. 1953 wandert er aus. Die strafrechtliche Verfolgung seines Liebeslebens, dazu Wiederbewaffnung und politische Verdrängung machen ihm Adenauer-Deutschland unerträglich. Von der deutschen Musikavantgarde wird er, der sich den Dogmen der Zwölftonmusik verweigert, zudem als Verräter und Reaktionär verstoßen. So wird Italien zur Erlösung. ‚Eine Zeitlang hat er relativ wild gelebt‘, sagt Rosteck. ‚Er wollte auch unabhängig sein, ungebunden.‘

Henze, einer der lebenslang Freundschaften pflegt, mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann etwa. Die ihm Libretti für seine Opern schreibt. Die er vergöttert, die er heiraten möchte und es nicht tut. Irgendwann erfüllt er sich den Traum von Häuslichkeit und fester Beziehung. Mit seinem Partner Fausto Moroni: 43 Jahre lang, bis zu dessen Tod, sind sie ein Paar.

‚Widerspruch treibt ihn an‘, sagt sein Biograph. So kommt dem Komponisten die 68er-Rebellion gerade recht. Der Bürger Henze wird links, mischt mit bei der Rebellion, befreundet sich mit Dutschke, wird Mitglied bei den italienischen Kommunisten. 1969 fährt er nach Kuba, begibt sich gar eigenhändig in die Zuckerrohrernte. Und seine Musik wird politisch. Der bürgerliche Kunstpurismus interessiert ihn schon lange nicht mehr. Kompositionen wie El Cimarron oder die 6. Sinfonie sollen nun eingreifen, verändern.

‚Musik hat immer etwas mit Gesellschaft zu tun, mit Menschen; Musik bezieht immer Stellung. Musik also einfach nur als l'art pour l'art, was man ihm ja gerade immer vorgeworfen hat, das wollte er eigentlich überhaupt nicht‘, sagt Rosteck. Lange schon ist Hans Werner Henze ein unangefochtener Klassiker. Weltweit wird sein einst beargwöhnter Schönklang gespielt und gefeiert: ‚Er schuf diese Verbindung zwischen der Tradition und der Moderne. Und stand dabei mitten in all den neuen Bewegungen und Musiken nach dem Zweiten Weltkrieg. Und er fand seinen eigenen Weg‘, sagt etwa Dirigent Simon Rattle.“

(Bayerischer Rundfunk – Bayerisches Fernsehen, LeseZeichen, 12. April 2010)

 

„Mehr zu dem bedeutenden Komponisten der Gegenwart, dessen Mutter aus Witten stammte und dessen Großvater Bergmann war, erfahren Sie in Jens Rostecks Biographie.

Der 83jährige Komponist Hans Werner Henze ist inzwischen eine Epochengestalt der zeitgenössischen deutschen und europäischen Musik geworden. Die Fülle an Lebens- und Werkstoff macht eine biographische Annäherung nicht leicht, zumal Henze immer noch aktiv ist und etwa zur Kulturhauptstadt RUHR.2010 ein neues Musiktheaterstück für und mit Jugendlichen komponiert. 

Der Weg aus dem westfälischen Lehrerhaushalt in die Opernhäuser und Konzertsäle der Welt beschreibt die Biographie in 15 verzahnten, gut gebauten Kapiteln: Von Henzes Elternhaus, seinem ungeliebten Vater und Henzes angeblichem Aufnahmeantrag in die NSDAP von April 1944 über die ‚Entdeckung‘ der eigenen Homosexualität, die ersten Liebesbeziehungen und seine mit der Studentenbewegung verbundenen Phasen politischer Radikalität bis hin zum fürstlichen Lebensstil in seinem Landsitz in Marino bei Rom. Die zentralen Gestalten sind neben den Eltern Ingeborg Bachmann und Fausto Moroni. Hans Werner Henzes enorme Produktivität wird dabei genauso deutlich wie seine Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle, die im Jahr 1950 in Berlin zu einem Selbstmordversuch führten.

Auf knapp 600 Seiten entfalten sich die stürmischen Konflikte Hans Werner Henzes im beruflichen wie im privaten Leben. Jens Rosteck hat die erste umfassende Biographie über den Komponisten geschrieben und zeichnet dieses pralle Leben sachlich, respektvoll, aber auch bewundernd nach. Gelegt werden bedeutungsvolle Spuren zwischen Leben und Werk. Aber um das Geheimnis der Musik zu entschlüsseln, gilt ohnehin: Nicht nur lesen, sondern hören!“

(www.essen-fuer-das-ruhrgebiet.ruhr2010.de)

 

 

Komponist vor Fjordlandschaft

„Die Literarisierung von Künstlerviten ist die Spezialität des Autors. In den vergangenen Jahren hat Jens Rosteck bereits eine ganze Reihe von Promi[nenten]-Biographien verfertigt: Lotte Lenya und Kurt Weill, Jane und Paul Bowles, Bob Dylan und Oscar Wilde. Jetzt also Henze, der im Rahmen des Kulturhauptstadt jahrs „Ruhr 2010“ mit einer großen Retrospektive gewürdigt wird.

‚Ausnahmeerscheinung‘, ‚Faun‘, ‚Feingeist‘, ‚Grenzgänger‘, ‚Hansdampf‘, ‚radikaler Individualist‘, ‚Maestro‘, ‚Querschädel‘, ‚ewiger Rebell‘, ‚Selfmademan‘, ‚Stehaufmännchen‘, ‚Unangepasster‘, ‚Unzeitgemäßer‘, ‚Utopist‘ sind nur einige der Beinamen, die er sich für einen (der letzten) Großkomponisten hat einfallen lassen. Des Autors erste (wie letzte) Einstellung ist eine romantische Perspektive: ‚Im Hochsommer des Jahres 1985 unternahm ein knapp sechzigjähriger Deutscher allein eine Reise entlang der norwegischen Fjorde. Vierzig Jahre lang hatte er den europäischen Kontinent durchstreift und allen Winkeln der Welt Visiten abgestattet, war ein ums andere Mal umgezogen, hatte komponiert, einstudiert, dirigiert, gelebt und gelitten, im Scheinwerferlicht, im Kollegenschatten gestanden. Schmerzliche Niederlagen hatte er einstecken müssen und Triumphe verbuchen können, hatte mit sich, seinen Mitmenschen und Hunderten von Partituren gerungen.‘

 So könnte ein Roman, so könnte die Drehbuchvorlage zu einem Kinofilm ‚Komponist vor Fjordlandschaft‘ beginnen. Tatsächlich beginnt so eine Künstler-Biographie mit einem Darsteller Henze – ‚energiegeladen, umtriebig, elegant, stattlich, deutsch‘ – in der Rolle des einsamen Kämpfers der Partituren, eines notorischen Workaholic, den Rosteck auf einer Reise in den Norden unvermittelt mit sich selber konfrontiert: ‚Durch seine Seele wehte ein befreiender Luftzug von beängstigender Kühle.‘

Die Stärken seiner Biografie liegen in der Eloquenz, mit der er seinen Helden begleitet auf seinem von ‚Rosen und Revolutionen‘ gesäumten Weg (der hochpoetische Titel des Buches, entlehnt aus Henzes Liederzyklus Voices). Stark ist Rosteck immer dort, wo er sich ins Dickicht eines Meinungsdschungels stürzen kann, etwa wenn er sich in die Nachhutgefechte einmischt, die um die gescheiterte Hamburger Opern-Uraufführung Das Floß der „Medusa“ geführt wurden. Immer dann, wenn es um die öffentliche Person Henze geht, bewährt sich Rosteck als idealer Personenschützer, weist die Rüpel, Störer, Frechdachse in die Schranken, bahnt seinem Helden den Weg. Dabei bemerkt der Autor durchaus, dass Henze nicht nur Objekt, sondern auch das Subjekt von Kränkungen und Verletzungen gewesen ist. Mit Blick auf die gekappten Freundschaftsbande, etwa zur Schriftstellerin Elsa Morante, stellt der Autor fest: ‚Henze wirft Ballast ab: auch menschlichen.‘

‚Das Leben am Mittelmeer hatte ihn Geduld, Gelassenheit und Ausdauer gelehrt, auch verschmitzte Listigkeit, der deutsche Ursprung die Genauigkeit, die Disziplin, das sporadische Aufbrausen, die Tatkraft und die Unerbittlichkeit. Eine seltene Mischung, die sich auszuzahlen begann.‘ Wer immer die Idee hätte, einen Kinofilm über Henze zu drehen – hier ist die Vorlage.“

 (nmz – Neue Musikzeitung, März 2010)

 

„Man erfährt viel über den Menschen Hans Werner Henze und über seine Ansichten über Musik … und über das Leben, die Liebe und den Genuss.

Das Buch zu lesen, ist ein sinnliches Vergnügen. Eine Geschichte erzählt Jens Rosteck. Henze kennt man nach der Lektüre der knapp sechshundert Seiten.“

(Gitarre und LauteJuni 2010)

 

„Über das oft nicht einfache Verhaltnis zu Bachmann, die Henze in Briefen mit allerlei Scherznamen anzureden pflegte, berichtet auch die jüngst erschienene, sehr zu empfehlende Biographie Jens Rostecks aus dem Propyläen-Verlag. Das Buch vermittelt dank seiner lebendigen Sprache und den klug ineinander verzahnten Kapiteln auf fesselnde Weise ein umfassendes Lebens- und Charakterbild des Komponisten, dessen Privatleben wichtige Schlüssel für das Verständnis seines Werkes bereithält.

Nicht zuletzt die vielen wichtigen Freundschaften sind es, ohne die ein Großteil des Werkes von Henze überhaupt nicht denkbar wäre. Auch wenn er viele Tote zu beklagen hat: Hans Werner Henze ist noch immer im Zentrum des Geschehens.“

(Fono Forum, 4/2010)

 

„Gar nicht so einfach, nach den autobiographischen Mitteilungen, die Henze selber unter dem Titel Reisebilder mit böhmischen Quinten vor dreizehn Jahren machte und die literarisch nicht gerade anspruchslos waren, im 83. Lebensjahr des noch lebenden und weiter komponierenden Musikers eine erste umfassende Biographie zu veröffentlichen.

Rosteck hat das beeindruckend gemeistert, weil er erstens ein begabter Erzähler und Zeitgeistdiagnostiker ist und zweitens den Vorlass Henzes und die Korrespondenzen mit Zeitgenossen, soweit zugänglich, studiert hat. Da Rosteck trotz aller Sympathie für den Künstler und Menschen Henze doch auch genügend Distanz wahrt, kann er sogar einiges zurechtrücken und als Außenstehender besser interpretieren. 

Man hat in dieser Biografie [außerdem] eine umfassende Bibliographie, einen detaillierten Anmerkungsapparat, eine auskunftsfreudige Chronik, ein Register und sechzehn Bildtafeln zur Verfügung.“

(Forum Musikbibliothek, 3/2010)

 

Der Schönheitstrunkene

Die erste Biographie über den Komponisten Hans Werner Henze

„Dass erst jetzt eine Biographie über einen der wichtigsten Tonschöpfer unserer Zeit erscheint, erstaunt. Noch erstaunlicher ist, wie leicht man Jens Rosteck erliegt. Seinem girlandenhaften, poetisierenden Stil, mit dem er einen durch fast sechshundert kurzweilige Seiten leitet. Es ist kein typisches Musikerbuch. [Es gibt] viel Biografisches in diesem ungewöhnlichen Buch, liebevoll aufgedröselt und nie sklavisch an Jahreszahlen orientiert. Vielleicht berührt gerade deshalb so vieles. Die Homosexualität des Komponisten, die in die Gemeinschaft mit dem geliebten Fausto mündete, und zuvor die intensive, komplizierte Beziehung der Königskinder Ingeborg Bachmann und Henze.

Im Preisen des Tonschöpfers wird dessen Ego scharf gezeichnet: ein Schönheitstrunkener, der sich von den Dogmen der Nachkriegsmoderne befreite. Ein musikalischer Rattenfänger, der sich zum Außenseiter stilisierte, dabei an der schnöden Welt und ihrem Unverständnis litt. Der auch mit Kritik an der vermeintlich deutschen Provinzialität nicht sparte - obgleich er ihr doch seine größten Erfolge verdankt.“

(Münchner Merkur, Dezember 2009)

 

Der Rebell aus Westfalen

Jens Rosteck porträtiert in [seiner] Biographie den Ruhr.2010-Komponisten Hans Werner Henze

„Bei der Ruhr.2010 steht der westfälische Komponist Hans Werner Henze im Fokus vieler musikalischer Projekte. Wer sich darauf einstimmen und Leben und Werk des 83-jährigen Komponisten näher kennen lernen möchte, sollte Jens Rostecks Biographie Hans Werner Henze  Rosen und Revolutionen lesen. Es ist die erste große, vollständige Biographien des Komponisten, der in Gütersloh geboren ist, aber seit mehr als 50 Jahren mit Unterbrechungen in Italien lebt. Kompetent führt Rosteck durch das Leben des Ostwestfalen, der immer ein Rebell war, sich aber stets großen Respekt verdient hat. Hintergründe zur Entstehung der Werke machen mit den Kompositionen vertraut, immer wieder gibt es auch Exkurse zur Rezeptionsgeschichte von Henzes Musik, die vielen seiner Komponistenkollegen zu ‚gemäßigt modern‘ und unzeitgemäß war.

Und auch den Menschen Henze, die Begegnungen mit Strawinsky und Bernstein, seine tiefe Freundschaft mit Ingeborg Bachmann, seine Bekanntschaft mit Visconti und die Liebe zu seinem Lebensgefährten Fausto Moroni, von dem sich Henze nach dessen Tod 2007 mit seiner Phaedra und vier Liedern musikalisch verabschiedet hat, zeigt Rosteck ganz nah.

Wie ein Komponist wie Henze, der vierzig Jahre lang die Kontinente durchstreift hat, dazu kam, nie Mainstream komponieren zu wollen, wird verständlich beim Lesen des kompakten Buches. Und auch, wie das Leben in Italien ab 1953 die Stimmung der Musik, die in den Kriegsjahren und auch in der Berliner Zeit düsterer war, aufgehellt hat.

Das 576 Seiten dicke Buch enthält einen 100-seitigen Anhang, unter anderem mit einer ausführlichen Zeittafel.“

(Ruhr Nachrichten / Münstersche Zeitung, Dezember 2009)

 

„Jens Rostecks Biographie mit dem Untertitel Rosen und Revolutionen – wie ein Credo klingt hier das Spannungsverhältnis von Henzes Tun und Lassen an – zeichnet einen faszinierenden, an Höhen und Tiefen reichen Lebensweg.

Dieses aufgezeichnete Leben zwischen Arbeitswut und der Suche nach Glück und Genuss nimmt gleichnishaft die Covergestaltung des Buches voraus: Auf dem Vorsatz prangt das Bild des Ausnahme-Künstlers, hintergründig lächelnd, in einer Hand einen Bleistift, in der anderen eine Zigarette...

Rosteck zeichnet Henze sprachmächtig als einen Mann der Widersprüche. Es wurde höchste Zeit, den heute 83-jährigen Henze in einer umfassenden und lesenswerten Biographie zu würdigen. Dass der Autor auf musikalische Analysen mehrheitlich verzichtet, wertet seine Arbeit nicht ab: Ihm war es wichtig, einen Menschen vorzustellen, über den sich nicht so leicht ein Konsens herstellen lässt. Der in seiner Person die Wunden und Verunsicherungen der deutschen Nachkriegsgeschichte geradezu paradigmatisch ‚gesamtdeutsch‘ reflektiert. Und der sich eindrucksvoll als repräsentativer Künstler positioniert hat.“

(NDR, Dezember 2009)

 

„Jens Rostecks neue, wunderbar geschriebene Biographie formuliert treffend Vielfalt und Widersprüche dieses Erneuerers des Musiklebens, der in vielem immer seiner Zeit weit voraus ist.“

(Name It)

 

„Hans Werner Henze gilt nicht nur als einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart, sondern ebenfalls als beeindruckende Persönlichkeit, die über einen außergewöhnlich facettenreichen Lebensweg verfügt. Das Lebensresümee, das der Kulturhistoriker und erfahrene Biograph Jens Rosteck in poetisch-musikalischer Sprache verfasst hat, versucht davon einen lebendigen Eindruck zu vermitteln, ohne dabei in Schwärmerei oder Detailversessenheit abzugleiten. Vielmehr beschreibt Rosteck die wichtigsten Stationen von Henzes Leben, angefangen von dessen Kindheit in Westfahlen, dem Kriegsdienst im Dritten Reich und der Gefangenschaft über sein Kompositionsstudium, erste Werke und Erfolge an deutschen Musiktheatern bis hin zu Henzes politischem Engagement, seiner Wahlheimat Italien und seiner Beziehung zu Fausto, verliert jedoch nie den Bezug zur Person Henze, der in eigenen Zitaten selbst zu Wort kommt. Anstelle einer [zu detaillierten] musikalischen Analyse bringt Rosteck den Komponisten durch Anekdoten über seine Werke näher und schafft somit ein bemerkenswert anregendes Porträt einer führenden Künstlerpersönlichkeit der Gegenwart. Ein ausführlicher Anhang rundet dieses dichterische Lebensresümee ab.

(www.medienprofile.de)

 

"Spannend, bewegend, anrührend; denn es ist unser Jahrhundert. Einer seiner berühmtesten Passagiere ist uns gerade abhanden gekommen. Jens Rosteck liefert die Rückschau, dem Anschein nach sehr gewissenhaft nachgezeichnet: die von Polemiken und Kontroversen reiche Lebens- und musikalische Vita des bekannten und auch des unbekannten Hans Werner Henze, 'Deutschlands Vorzeigekomponist', Enfant terrible, selbst bestimmter Außenseiter. Sein in vielerlei Hinsicht zwiespältiges, widersprüchliches grenzüberschreitendes, oft missverstandenes Wesen wird hier in seinen diversen Rollen und Szenerien, in die er zeitweise geschlüpft ist oder hineingedrängt wurde, aufgedeckt, enträtselt, interpretiert, kommentiert. Rostecks Bilanz lässt so in 15 Kapiteln die künstlerischen Höhen, fast mehr die mächtigen Gefälle dieses gesellschaftskritischen Sonderlings nachvollziehen."

(Neue Musikzeitung - Weihnachtsempfehlung der nmz-Redaktion, 2012)