Édith Piaf
Hymne an das Leben
Biographie
Propyläen Verlag, Berlin 2013
2. Auflage 2013
464 S., Photos, Bibliographie, Chanson-Repertoire,
Film- und Theater-Repertoire
ISBN 978-3-549-07419-0
auch als Ullstein eBook
und als Taschenbuch (List Verlag, 2016)
Mit ihren Chansons bezauberte sie Millionen, ihre Bühnenpräsenz war legendär. Ihr dramatischer Lebensweg vom halb verhungerten Gossenkind zum international gefeierten Star bot Stoff für unzählige Filme und Romane. Ihre Chansons kennt wohl jeder, als „Spatz von Paris“ wurde sie zum Mythos. Anlässlich ihres 50. Todestags im Oktober 2013 legt Jens Rosteck schon jetzt die erste große deutschsprachige Biographie dieser Ausnahmesängerin vor. Er zeigt sie als ebenso zerbrechliche wie kompromisslose Künstlerin, die sich buchstäblich für ihre Leidenschaft verzehrte.
Der in Frankreich lebende Musikwissenschaftler Jens Rosteck kennt das Leben und die Musik der Piaf wie kaum ein anderer. Eindringlich schildert er ihre Kindheit als Tochter eines Zirkuskünstlers, ihre ersten Auftritte als Straßensängerin, ihren atemberaubenden Aufstieg, aber auch ihre Drogenexzesse, Krankheiten, unglücklichen Männergeschichten und Eitelkeiten.
In sein furioses Lebensbild streut Rosteck treffliche Porträts ihrer größten Hits ein – von "La vie en rose" über "Milord" bis zum unvergesslichen "Non, je ne regrette rien" - ergänzen das Lebensbild. Eine der schillerndsten Künstlerexistenzen des 20. Jahrhunderts wird so auf unterhaltsame Weise lebendig.
Stimmen und Rezensionen
Sachbuch-Favorit von Bayern 2, Mai 2013
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Der Titel ist ein gelungenes Portrait der faszinierenden Sängerin, das sich eigentlich für jeden Leser lohnt, der das Leben liebt.
www.biographie-journal.de, März 2013
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Viele Legenden ranken um Édith Piaf. Jens Rosteck geht ihnen nach und sucht nach der Wahrheit.
Sein Buch über "die Piaf" ist die erste ernstzunehmende deutsche Biographie über den "Spatz von Paris".
Die Welt, April 2013 (Literarische Welt)
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Eine facettenreiche, gründlich recherchierte Biographie der Chansonsängerin Édith Piaf, derzeit wohl das Beste auf Deutsch erhältliche Buch über sie.
Buchkultur, Juni/Juli 2013
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Die erste deutschsprachige Biographie dieser einzigartigen Künstlerin, die wirklich in die Tiefe geht und eigene Akzente setzt.
Deutschlandradio Kultur, Juni 2013
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Édith Piaf. Ihre Geschichte wurde auf Deutsch nie wirklich erzählt. Unfassbar. Jetzt aber doch. Und zwar gleich so, dass es als Referenz gelten kann. Jens Rosteck lebt seit 1990 in Frankreich als Publizist, Musikwissenschaftler und Biograf (Bob Dylan, Hans Werner Henze, Lotte Lenya/Kurt Weill). Und hat alles richtig gemacht. Seine Piaf-Lebensgeschichte ist spannendst zu lesen, tausendfarbig, gut geschrieben und gleichzeitig fundiert, sauber recherchiert.
Ein Standardwerk, in dem auch ein persönlicher Touch nicht fehlt: Da schreibt einer, dem Thema angemessen, mit Herzblut.
Folker, Juli 2013
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Ein Buch, das wie das OEuvre von Piaf selbst das Zeug zum Kultwerk hat.
Tageswoche, kultwerk no. 98, September 2013
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Ein Glücksfall für den Leser.
Generalanzeiger Bonn, Oktober 2013
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Dass die Abgründe [von Piafs] Existenz hinter ihrer Lebensleistung sichtbar werden, ist das größte Verdienst dieser neuen Biographie.
NZZ am Sonntag, Oktober 2013
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Rosteck schreibt präzise und elegant und gewinnt den Leser mit seiner feinen Ironie und seinem Scharfsinn. Er urteilt, aber verurteilt nicht.
Jens Rostecks gut recherchierte, kluge und angenehm zurückhaltende Biografie über Édith Piaf erzählt vom Leben einer schwierigen Diva, das sich nicht ausschließlich als Groschenroman lesen lässt.
Süddeutsche Zeitung, Januar 2014
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Wer sich für die Geschichte des Chansons im 20. Jahrhundert und insbesondere für Édith Piaf interessiert, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen!
Forum Musikbibliothek, März 2014
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Jens Rosteck – Edith Piaf
Umfassende und empathische Biographie mit „Bonus“
Trotz der vielfachen Literatur über Edith Piaf, eine zusammenhängende, umfassende und Werk und Person in der Breite würdigende Biographie im deutschsprachigen Raum fehlte durchaus.
Eine Lücke, die Jens Rosteck nun in hervorragender Manier zu schließen versteht auf den knapp 410 Seiten seines neuen Werks.
Jene Sängerin Frankreichs, die sich weit über Frankreich hinaus in das kollektive Musikgedächtnis eingebrannt hat, von der Sascha Guitry zu Recht sagt: „Ihr Leben war dermaßen traurig.... Fast zu schön, um wahr zu sein“.
Von ganz unten nach ganz oben. Und wieder abwärts. Und wieder aufwärts. Auf der Suche nach der großen Liebe, für die sie sich immer wieder ganz und gar hingab (auch hier mit teils hartem Schicksal). Aber auch ebenso klar und stringent sich trennte von Freunden, von Männern, von langjährigen Weggefährten (wie ihrer kongenialen Komponistin und Texterin nach mehr als zwanzig Jahren).
Eine Künstlerin, der man vieles, fast alles verzieh, wenn sie sang. So in jenem fast berüchtigten Konzert, bei dem die Piaf mit vier Stunden Verspätung auftrat voller Zorn gegen das wütende Publikum, unter Pfeifen und Johlen die ersten Lieder dennoch sang und bei dem zum Schluss eine Intensität, eine Verbindung zwischen ihr und dem Publikum herrschte, die fast magisch zu nennen war.
„Und alles basiert auf der ewigen Opferbereitschaft ihrer Lippen, die vor Schmerz vibrieren, wenn sie diese gewöhnlichen, banalen Worte formt. Ihrer Lippen, die im Angesicht Gottes den Schrei der ganzen Erde ausstoßen“.
Poetische, ergriffene Superlative, die so gut wie jeder, der die Piaf auf der Bühne erlebte, von sich gab. Angesichts dieser so wankenden und im Extrem lebenden Frau aus den Arbeitervierteln Paris. Dem Alkohol zugewendet, notorisch unzuverlässig, eine unbequeme, zutiefst rebellische und doch poetische, entrückte Gestalt. Eine Frau auch, die durchaus aktiv ihr Image pflegte, die der eigenen Legendenbildung tatkräftig zur Seite stand. Und die ein maßloses Leben führte.
„Kleinwüchsig, eigensinnig, leidenschaftlich“, das war und ist der Mythos der Edith Piaf. Jenen Mythos, den Rosteck empathisch und intensiv vor die Augen des Lesers legt. Ihre Stimme, ihre Energie und ihr Bestreben, Legendenbildung zu betrieben sind dabei die Fäden, die Rosteck zugrunde legt, um die Person hinter der Legende, die Frau hinter der Stimme Schritt für Schritt kennen zu lernen. Von diesem ungeheuren Zufall auf den Champs Elysees, als Straßensängerinnen von einem Cabaret Betreiber entdeckt und, vom Fleck weg, unter Vertrag genommen und gefördert zu werden.
„Ihre Stimme hat mich im Innersten ergriffen, hat mich bei den Eingeweiden gepackt“. Als sänge die kleine Pariserin um „ihr Leben, um Leib und Seele“. Eine Frau, die, gerade zu Beginn, wankelmütig war, mit den alten Freunden vom Pigalle leicht und gerne „versumpfte“, die eigensinnig ihren Weg ging, dabei nicht und Freund und Feind kannte, die langjährige Begleitungen (und Lieben) einfach hinter sich ließ und es (zumeist), den Personen zudem noch überlassen hat, das selber zu realisieren. Schmerzen hatte sie erlitten, die kannte sie, und Schmerzen verursachte sie. Aber immer wieder, sobald der Vorhang sich öffnete, betrat sie eine andere Welt, mit und in der sie die Menschen bis zum Schluss im Innersten berührte.
Dieser ganze Lebensweg, die Brüche, die Lieben, das Maßlose, das Sensible, das Wissen um ein „gutes Lied“ und ihre ganz eigenen musikalischen Interpretationen, Jens Rosteck gelingt es in einem durchaus ebenfalls poetischen Stil Leben und Person der Piaf tief reichend im Buch darzustellen. Und zudem, als Zugabe gewissermaßen, sich einer ganze Reihe der wichtigsten Chansons interpretierend zu nähern (als je in sich abgeschlossene Einschübe im Buch).
Eine sprachlich hervorragende Lektüre, die sich ihrem Thema bestens informiert nähert und den „Mythos Piaf“ ebenso spüren lässt, wie die wahre Person hinter den Legenden.
www.rezensions-seite.de, April 2013
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Leben zwischen Dichtung und Wahrheit: Neue Biographie über Édith Piaf
Fast 50 Jahre nach ihrem Tod ist Édith Piaf noch immer eine Legende – und sie trug zu Lebzeiten selbst zur Legendenbildung bei, schmückte ihre eigene Biographie gerne aus. Zum Beispiel ihre Geburt – angeblich wurde sie unter dramatischen Umständen auf einer Pariser Treppe geboren, tatsächlich kam sie ganz normal im Krankenhaus zur Welt. Auch ihr Liebesleben und Liebesleid inszenierte die Piaf öffentlich – passend zur Bühnenfigur. Der Autor Jens Rosteck stellt nun in seiner überzeugenden Biographie „Édith Piaf – Hymne an das Leben“ Dichtung und Wahrheit nebeneinander und schildert ihr tatsächlich oft dramatisches Leben: ihre schwierige Kindheit, ihre ersten Auftritte auf der Straße, ihre Drogenexzesse, Krankheiten und unglücklichen Beziehungen – und natürlich ihre einzigartige Karriere mit Chansons, die noch heute jeder kennt.
Sie ist Paris. Die Stadt könnte auch Piaf heißen, sagte Marlene Dietrich einmal. Aber wer die Wahrheit über die Piaf wissen will, muss nach Nizza. Denn dort wohnt der wahrscheinlich fleißigste Biograph, den Édith Piaf je hatte: der Musikwissenschaftler Jens Rosteck, der alles aus diesem großen Leben noch einmal auf den Prüfstand stellte - sogar ihre Autobiographie - und jetzt das Buch "Édith Piaf - Hymne an das Leben" veröffentlicht hat. "Sie hat es von vorne herein so angelegt, dass die objektive Wahrheit nicht existiert", so Rosteck. "Schon einfache Ereignisse wie ihre Geburt oder Hochzeiten hat sie mit Legenden umrankt. Und man kann versuchen, etwas von diesem Gestrüpp wieder zu entfernen."
Geboren auf der Pariser Straße?
Édith Piaf ist eine Legende, und an der hat sie kräftig mitgestrickt. Das Märchen beginnt schon mit der Geburt: Angeblich wurde sie auf Pariser Stufen geboren. Ein echtes Gossenkind sozusagen. Völliger Quatsch: Die Wahrheit steht auf der Geburtsurkunde, wie Rosteck erzählt: "Es war eine ganz normale Krankenhausgeburt. Aber das hat sie sich eben zusammenphantasiert, weil es so viel dramatischer war: Der Vater musste dann einen Streifenpolizist zur Hilfe holen. Der hat daraufhin angeblich seine Pelerine ausgebreitet. Auf der ist sie entbunden worden. Das stimmte jedoch alles nicht: Für sie war wichtig, dass sie auf den Straßen von Paris auf die Welt kam."
Tatsächlich war ihr Leben dramatisch
Die Schwindeleien erzählt Jens Rosteck gleich mit. Sie sind ja auch zu schön. Und dramatisch war ihr Leben tatsächlich. Édiths Kindheit: ein Elend. Sprechen lernte sie im Bordell ihrer Großmutter, mit ihrem Vater übernachtete sie in Hauseingängen - beruhigte den hungrigen Magen mit Fusel, trat mit ihm im Zirkus auf und als Sängerin auf der Straße. Eine Schule für die Bühne. "Sie wusste durch ihre Zirkuserfahrung, wie jemand wirkt auf der Bühne. Entweder er fasziniert oder er kommt nicht an. Sie wusste: Wenn jemand auf der Straße an ihr vorbeigeht und stehenbleiben soll, muss sie in ihm etwas auslösen. Und das hatte sie als ganz kleines Kind gelernt, das steckte ihr in der Seele, steckte ihr im Blut", erzählt der Biograph.
Verkorkstes Privatleben, auf der Bühne perfekt
Édith war ein Zirkuskind, das auszog, um ein Weltstar zu werden: und es tatsächlich schaffte - kraft ihrer Stimme. Entdeckt an einer Pariser Straßenecke und dann trainiert bis zur Perfektion. Ihr Privatleben war verkorkst, ihre Bühnenfigur perfekt. Sie gab die Leidende. Aber die Piaf war eigentlich alles andere: eher schon ein Vamp. Ihr letzter Ehemann war zwanzig Jahre jünger, da konnte sie vor lauter Arthrose schon nicht mehr die Finger krümmen - eine früh vergreiste 46-Jährige. "Es war am Ende einfach unentwirrbar", sagt Rosteck. "Man konnte ihr nicht raten: Nimm weniger Tabletten, trink weniger, nimm weniger Morphium. Das war alles vernetzt. Und diese Männergeschichten und die vielen Auftritte waren vielleicht viel stärkere Drogen als die Substanzen."
Eine Beerdigung als Volkstrauertag
Ihr Leben war in jeglicher Hinsicht heftig - und deswegen auch kurz. Ihre Beerdigung geriet zum Volkstrauertag. Bilanz: Ein Superstar - die Dietrich. Ein Toter - durch Herzinfarkt, und gleich mehrere Trauergäste stürzten im Gedränge in die Gruft. "Das war etwas, was auch ihr gefallen hätte", sagt Rosteck. "Sie wollte, dass noch einmal Spektakel ist. Insofern ist sie ihrer Zeit wirklich voraus gewesen. Weil sie die Massenhysterie bedient hat. Und weil sie diesen Typ des leidenden Künstlers, sich selbst zerstörenden Künstlers sozusagen eingeführt hat."
Édith Piaf war ein Star, der sich erst selbst erschafft und dann zerstört. Dieses schnelle Leben wurde wohl noch nie so minutiös erzählt wie in diesem Buch. Wer es liest, wird verstehen: Édith konnte nur verbrennen. Alles andere hätte sie sicher bereut.
NDR Kulturjournal, März 2013
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In Deutschland ist sie vor allem durch Chansons wie „La Vie en Rose“, „Milord“ oder „Non, je ne regrette rien“ bekannt. Édith Piaf, der Spatz von Paris. Deren Leben und Werk hat jetzt der in Nizza lebende Hamelner Musikwissenschaftler Jens Rosteck nachgezeichnet.
Es war ein dramatischer Lebensweg. Vom Gossenkind zum international gefeierten Star. Édith Piaf, der Spatz von Paris, eine Ausnahmesängerin, eine Ausnahmefrau, ein Ausnahmeschicksal. Mit seiner jetzt im Berliner Propyläen Verlag erschienenen, 460 Seiten starken Biografie setzt der aus Hameln stammende Jens Rosteck der Piaf ein Denkmal. Der Musikforscher fügt dabei den zahlreichen Biographien und Dokumentationen über das Leben der Piaf nicht einfach ein weiteres Werk hinzu, sondern dringt mit bemerkenswerter Sensibilität ein in die Psyche einer äußerst fragilen Persönlichkeit, dringt ein in die Zeit- und Gesellschaftsumstände, vor deren Hintergrund das Leben der Piaf sich vollzog. Eine der wohl schillerndsten Frauen, der hier ein Mann mit seiner in jeder Phase gelungenen Schreibe nachspürt. Was dabei entsteht, ist ein bei aller Einfühlsamkeit doch spannend zu lesendes Werk, das man kaum wieder aus der Hand legen möchte. Rosteck vermeidet Überdramatisierungen ebenso wie naheliegendes Pathos oder Sentimentalitäten.
Mit sicherem Gespür für Atmosphären, äußere und innere Landschaften, zeichnet Rosteck in einer mitunter überaus bildhaften und farbigen Sprache den Lebensweg der Piaf vom Pariser Straßenkind, über der „Widerspenstigen Zähmung“, der Zeit im besetzten Frankreich bis hin zum internationalen Aufstieg zum Star und zum Ende der Künstlerin nach. Spannend ja, aber in jeder Zeile voll Verständnis für eine nach Liebe schier gierende Frau. Es ist faszinierend, wie hier ein männlicher Schreiber die Psyche einer mit unglaublicher Leidensfähigkeit ausgestatteten Künstlerin in Worte fasst. Dabei bleibt Rosteck bei der gebotenen Sorgfalt, fügt eine exzellente kommentierte Bibliographie bei, gibt dem Ganzen mit Zitatnachweisen und Anmerkungen einen beinahe schon wissenschaftlichen Charakter. Was ist das nun? Vielleicht ein in Ansätzen musikwissenschaftlicher Text mit romanhaften Elementen, glänzend erzählten Passagen: Ein Psychogramm, sicherlich. Vor allem aber ein Buch, das – man mag es kaum glauben – die Piaf dem Leser auf neue, bislang wenig akzentuierte Weise näherbringt. „Piaf must go on“, so überschreibt Rosteck seinen Epilog. Dazu hat er mit diesem in der Tat äußerst lesenswerten Buch einen wichtigen Beitrag geleistet.
Unser Buchtipp in dieser Woche. Das soeben erschienene Buch „Édith Piaf. Eine Hymne an das Leben“, von Jens Rosteck. Ein Buch, das nicht nur frankophile Chansonfreunde, sondern auch an Frauengeschichte Interessierte unbedingt zur Hand nehmen sollten. Im Herbst wird Rosteck sein neues Buch in der Hamelner Bibliotheksgesellschaft vorstellen. Ein Termin, den man sich schon jetzt im Kalender vormerken sollte.
Zeilensprung / radio aktiv, März 2013
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Édith Piaf - warum die Grande Dame gleich zwei Todestage hat
Herr Dr. Rosteck, haben Sie am vergangenen Mittwoch eigentlich eine Kerze angezündet?
Nein, aber ich habe schon gesehen: Es passt ausgezeichnet, dass ich nur wenige Tage nach Édith Piafs Todestag an diesem Mittwoch meine Biografie über sie in Hameln vorstellen werde. Es war für mich übrigens eine schöne Herausforderung, noch ein weiteres Buch über Paris zu schreiben. Denn diesmal geht es nicht um die Hochkultur, um Opernstars und Schriftsteller, sondern um eine Sängerin aus der Gosse. Das ist reizvoll, aber natürlich auch recht schwierig. Édith Piaf war weder eine Existenzialistin noch eine Expressionistin, sie führte ihr eigenes, von der Epoche unabhängiges Leben. Der Zeit hat sie selbst ihren Stempel aufgedrückt.
Sie meinen, weil Édith Piaf sozusagen losgelöst von allem agierte?
Ja, so ist es. Sie entstammte einer Schaustellerfamilie, also dem Zirkus-Metier. Und sie hat auch außereuropäische Vorfahren. Ihre Eltern haben sich nicht um sie gekümmert. Ihr Werdegang ist von Anfang an eine Legende. Was ihr Geburtsdatum angeht, so ist selbst da nicht ganz sicher, wann und wo genau sie geboren wurde. Und die wenigen Fakten, die es gibt, verschleierte sie. So liegt vieles bis zu ihrem 18. Lebensjahr im Dunkeln.
Und um ihren Tod ranken sich erneut Legenden. Obwohl sie 1963 im Hinterland der Côte d’Azur starb, wurde ihr Totenschein einen Tag später in Paris ausgestellt. Und die Leiche nachts zurück in die Hauptstadt gefahren…
Ja, das habe ich sehr ausführlich nachgezeichnet. Sie war ja erst 47 Jahre alt, als sie starb, sah aber bereits aus wie eine 80- oder 90-Jährige. Schließlich hatte sie ein Dasein geführt, das für mehrere Menschen gereicht hätte. Eigentlich ist ihr Todestag der 10. Oktober – der 11. wurde getürkt. Es war für sie enorm wichtig, in Paris zu sterben und nirgendwo sonst. Bei ihrer Beerdigung sollen bis zu 400.000 Leute auf dem Friedhof gewesen sein.
400.000 Menschen?
Ja, es ist unvorstellbar. Selbst wenn es nur 100.000 gewesen wären, schier unglaubliche Menge. Die Leute sind auf Grabsteine geklettert, in die Gruft gefallen und haben sogar den Friedhof verwüstet, weil alle etwas sehen wollten. Es muss grauenhaft gewesen sein. Aber ein richtiges Event, wie man heute sagen würde.
Wie haben Sie für Ihr Buch recherchiert? Sie leben ja ganz in der Nähe von Plascassier, dem Ort, in dem Édith Piaf starb.
Ja, ich bin auch dorthin gefahren. Ebenso zu der Villa, in der sie an der Cote d’Azur gelebt hat: auf dem Cap Ferrat.
Wird denn in Plascassier überhaupt an Édith Piaf erinnert? Sie verbrachte dort ja nur wenige Wochen …
Nein, dort gibt es erstaunlicherweise gar nichts. Nicht einmal in der Villa, in der sie im Sommer vor ihrem Tod lebte. Umso mehr Erinnerungsstätten findet man in Paris. Dort war ich längere Zeit im Frühjahr und habe dort ganz erstaunliches Briefmaterial gefunden. Seit 1935, also fast 30 Jahre lang, hatte Édith Piaf einen diskreten Brieffreund. Ein älterer Herr, ein Bücherwurm, der sich viel in Antiquariaten herumtrieb. Für sie war er eine Art Ersatzvater, dem sie vieles schilderte und gestand. Das war sehr spannend zu lesen. Erst einmal zuvor wurden diese Briefe ausgewertet. Ich habe sie mit einbezogen in die Biografie und bin darüber hinaus viele Schauplätze in Paris abgelaufen: ihr vermeintliches Geburtshaus, ihr tatsächliches Geburtshaus, ihr Grab, den Platz, der nach ihr benannt wurde. Natürlich aber auch die Orte, an denen ihre Soloabende stattfanden und wo sie entdeckt wurde.
Na, da haben Sie sicher von den Recherchen zu Ihrem Buch „Schauplatz Musik: Paris“ profitieren können, oder?
Ja, absolut! Darin widme ich nämlich den Chansons und Schlagern ein großes Kapitel. Es diente mir sozusagen als Vorlage für die Piaf-Biographie. Die Musik von Maurice Chevalier oder Josephine Baker etwa, Vorläufer und Zeitgenossen von Édith Piaf. Gleichzeitig hatte sie später immer eine Schar jüngerer Sänger um sich, die sie entdeckte und denen sie zu einer Riesenkarriere verhalf: Yves Montand oder Charles Aznavour zum Beispiel. Sie hatte ein gutes Gespür für Talente, einen untrüglichen Instinkt.
Und offenbar kein so gutes Gespür dafür, wann ihr selbst eine Pause gutgetan hätte.
Ihre große Karriere machte Édith Piaf in den 50er Jahren. Dann folgte der gesundheitliche Abstieg, ein Niedergang auf Raten. Wie man ihn auch bei anderen Musikern wie der Callas, Janis Joplin oder zuletzt Amy Winehouse beobachten kann. Aber sie war süchtig nach dem Ruhm, ging weiter auf Tournee und wurde schwer abhängig von Medikamenten. Von ihren Bühnenauftritten geht jedoch eine erstaunliche Magie aus. Ich habe viele Dokumentarfilme ihrer Konzerte gesichtet.
Apropos: Haben Sie eigentlich ein Lieblingslied von Édith Piaf?
Oh ja: „Les Mots d’amour“ – das bedeutet „Die Wörter der Liebe“. Édith Piaf hat das Lied erst 1960 aufgenommen. Darin geht es um die Banalität und auch Wichtigkeit der immergleichen Liebes- und Koseworte. Es ist ein sehr schöner Titel, kein tragisches Lied, sondern kennzeichnend für ihr Leben. Geradezu programmatisch. Und man erkennt daran, wohin sie sich musikalisch entwickelt hätte, wenn sie älter geworden wäre.
Deister- und Weserzeitung, Oktober 2012
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Neues Buch: "La Vie en rose" fand man 1945 zu banal – ein Liebeslied wollte keiner von der Piaf.
Als Édith Piaf begraben wurde, fiel Frankreich in Staatstrauer. „Zum ersten Mal seit Kriegsende“, schreibt ihr Biograph Jens Rosteck, „kam der Verkehr vollständig zum Erliegen“. Gaffer und Trauernde überall, auf den großen Plätzen, auf den Champs-Élysées. Da, wo 28 Jahre zuvor alles begonnen hatte. Wo zwei junge Straßensängerinnen ihr Glück versuchten und eine von ihnen entdeckt wurde.
Nur ja keine Heiligenverehrung wollte der Musikwissenschaftler Rosteck, der auch über Bob Dylan, Lotte Lenya und Kurt Weill Bücher veröffentlichte, in seiner Piaf-Biographie betreiben. Er wollte „den Menschen Édith in seiner Komplexität porträtieren, mit all seinen Brüchen und Ungereimtheiten.“ Etwa ihrem Mystizismus, dem sie ihre sparsame, exzentrische Gestik verdankte.
Als Dreijährige erkrankte Édith an einer Augenkrankheit und drohte, zu erblinden. Ihre Tanten, bei denen sie damals lebte, betrieben zwar ein Bordell, waren aber ebenso vom naiven Katholizismus beseelt wie der Rest des Dorfes Bernay, der die heilige Thérèse von Lisieux aus dem Nachbarort, ähnlich der Bernadette von Lourdes, verehrte. Die bigotten Tanten pilgerten nach Lisieux, um Édith zu heilen und brachten ihr eine Heiligenfigur mit.
Bei der Rückkehr der katholisch Beflissenen wurde dem Kind die Augenbinde abgenommen, es konnte wieder sehen, ein Wunder. Für das möglicherweise auch Salben und Tropfen verantwortlich waren. Doch Édith würde die Heilige ihr Leben lang verehren und deren Gestik – die gen Himmel gereckten Hände– übernehmen. Thérèse und Édith, beide Berufene, „jedes Konzert eine Wallfahrt“, schreibt Rosteck.
„Jedes Mal, wenn sie singt, meint man, sie risse ihre Seele zum allerletzten Mal aus dem Leib,“ sagte Jean Cocteau über sie. Ob das auch ihr Entdecker, der Varieté-Betreiber Louis Leplée, fühlte, als er 1935 zum ersten Mal die eindringliche Stimme der neunzehnjährigen Édith Giovanna Gassion hörte, die mit ihren 147 Zentimetern Körpergröße in schäbigen Kleidern auf den Champs- Élysées stand und mit dem Lied vom Spatzen, „Comme un moineau“, gegen den Verkehrslärm ansang?
Leplée erfand das Straßenmädchen neu: Nannte es „La Môme Piaf“ – das Spatzenkind („piaf“ ist ein anderer Begriff für „moineau“, Spatz) und ließ ihr ein schlichtes schwarzes Kleid schneidern. Bei kaum einem Auftritt würde sie künftig etwas anderes tragen, „sie verwuchs mit ihrem kleinen Schwarzen“, schreibt ihr Biograph Rosteck.
Was sein Buch so besonders macht: Rosteck beschreibt nicht nur das Leben der Piaf, sondern auch das ihrer Lieder.
Kurier (Wien), März 2013
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Rätselhafte Königin des Chansons
Die erste deutschsprachige Biografie „Édith Piaf – Hymne an das Leben“ ist gerade erschienen. Autor Jens Rosteck begab sich intensiv auf Spurensuche. Sie selbst hat ihren Mythos schon zu Lebzeiten begründet.
Die Besessene, die Beseelte, die Unleidliche, die Gesegnete – unzählige Attribute, eins hochtrabender als das andere, sorgen für Allgegenwärtigkeit des Mythos Édith Piaf. Vor allem in diesem Jahr, ein halbes Jahrhundert nach dem Tod der Stimmgewaltigen, die wie keine andere Sängerin zum Synonym des französischen Liedguts Chanson wurde. Wer war sie wirklich, die Frau, deren Tonkonserven immer noch mit geradezu obsessiver Hingabe belauscht werden, und warum hatte ihre Stimme diese überaus große Wirkung?
Der in Frankreich lebende Wissenschaftler, Pianist und Autor Jens Rosteck begab sich in Paris auf die Spurensuche nach der „Königin des französischen Chanson“. Fündig wurde er für die erste große und gerade erschienene deutschsprachige Biografie „Édith Piaf – Hymne an das Leben“im winzigen Privatmuseum, das ein Piaf-Freundesverein eingerichtet hat, in Pariser Bibliotheken und vor allem im musikalischen Nachlass von Piaf selbst.
Rostecks aufgeschriebene Piaf-Lebensgeschichte unterscheidet sich von den vielen bislang hauptsächlichin Frankreich erschienenen Biografien über die sogenannte „Stimme des Volkes“ durch seine Annäherung an die rätselhafte Frau mit detailgenauer, aber trotzdem kritisch-amüsierter kulturhistorischer und musikwissenschaftlicher Neugierde. Zwischendurch streut er pointierte Einzel-Porträts der großen Piaf-Hits ein und umgeht mit ihnen die ehrfurchtsvolle Starre vor dem Piaf-Lebenswerk, der schon etliche Autoren und Dokumentarfilmer anheim fielen. Er lässt die Piaf mittels ihrer geschilderten Gesangswucht über sich selbst erzählen, wenn er beispielsweise dieses charakteristische erste, langgezogene „Nooooon“ in „Non, je ne regrette rien“ ein Geschoss nennt, das dem Zuhörer unumgehbar entgegengeschleudert wird.
Am Ende seiner Recherche stand er „der grauen, steinernen und ziemlich hässlichen Piaf-Statue am Nordrand des nach ihr benannten Platzes gegenüber.“Während er in ihr eine zornige alte Frau, mehr Kind als Diva, mit trotziger Gebärde und schmerzverzerrtem Mund erblickte, ging ihm ein Satz aus dem Anfangskapitel ihrer Memoiren nicht mehr aus dem Kopf: „Es ist wahr, dass ich ein schreckliches Leben geführt habe; aber es war zugleich herrlich, weil ich es geliebt habe – ja, das Leben vor allem.“
In den 456 Seiten zuvor lässt Rosteck Piaf-Faszinierte wie Herman van Veen zu Wort kommen, den sie an eine „einsame, schutzlose und gehetzte Fledermaus“ erinnerte. Er stellt ihr Leben und ihr Gesamtwerk aber auch in kontemporären Kultur-Kontext. Und trotz der Tatsache, dass die Piaf keine „Schule“ begründete, weil sich ihre Stimme nicht kopieren lässt und ihre Lebensführung, aus der sie ihre Kraft schöpfte, kaum Vorbildcharakter besitzt, zeigt er die Allgegenwärtigkeit der Piaf im modernen Kulturbetrieb und vor allem im heutigen Paris an zahllosen Beispielen auf.
„Édith Piaf – Hymne an das Leben“ ist deshalb auch ein Stück weit Pariser Geschichte. Rosteck legt diese Vermutung zumindest bildhaft nahe, wenn er die Hunderttausenden skizziert, die ihrer Edith am 13. Oktober 1963 das letzte Geleit gaben. „Wenn ich tot bin, wird man schon so viel über mich geredet haben, dass schließlich niemand mehr weiß, wer ich wirklich war“, ließ die Piaf verlautbaren. Ihr Mythos entstand maßgeblich durch ihre Initiative.
Rostecks detailliertes Lebensbild der Piaf lässt die „Hymne an das Leben“ in all ihren widersprüchlichen Wahrheiten erklingen. Immer würde- und respektvoll, aber auch ungeschönt.
Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten, März 2013
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Bittere Träume, gesungen an den Dachrändern von Paris
Akribisch. Minutiös. Der Antwort ist Jens Rosteck dicht auf den Fersen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, März 2013
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Dass ein verqueres Leben wie dieses gleichwohl viel literarischer ist als eines von bruchloser Glückseligkeit, kommt der Biographie „Édith Piaf. Hymne an das Leben“von Jens Rosteck zugute.
Morgenpost am Sonntag (Dresden/Chemnitz), März 2013
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Sie sang sich aus dem Puff in Frankreichs Herz /
Aus der Gosse ins Olympia
Jens Rosteck beschreibt das dramatische Leben der Édith Piaf
Viele Legenden ranken um Édith Piaf. Jens Rosteck geht ihnen nach und sucht nach der Wahrheit. Sein Buch über "die Piaf" ist die erste ernstzunehmende deutsche Biographie über den "Spatz von Paris".