Marguerite Duras

Die Schwester der Meere

 

mare Verlag, Hamburg 2018

240 S., Abbildungen,

Bibliographie, Filmographie

ISBN 978-3-86648-285-2

 

„Das Meer betrachten heißt alles sehen.“          Marguerite Duras

 

Ihren Weltbestseller "Der Liebhaber" schrieb Marguerite Duras mit siebzig, die Geschichte dahinter erlebte sie um 1929 in Indochina – als ein reicher Chinese die damals Fünfzehnjährige verführte und ihr verfiel. Zeitlebens sollten ihre amourösen Eskapaden für Irritationen sorgen, genau wie ihr politisches Engagement. Ihr so umfangreiches, komplexes wie experimentelles Œuvre durchzieht indessen ein bisher wenig beachteter roter Faden: die Leidenschaft für das Meer. Seit ihrer Kindheit am Golf von Siam war Duras von der wilden Macht der Ozeane fasziniert; sie wurden zum Schauplatz ihrer Romane, zum Stoff ihrer Theaterstücke, zum literarischen Sinnbild ihrer Liebschaften, zum inneren Rückzugsort und zur Inspiration für ihre Filme. Jens Rosteck folgt Marguerite Duras entlang der Küsten und Strände ihres Schaffens und wirft neue Schlaglichter auf ihr faszinierendes Leben.

 

 

Bei keiner anderen bedeutenden Schriftstellerin der Jahrzehnte nach 1945 spielt das Meer, spielen Küsten, Strände und Dünen eine derart herausgehobene Rolle wie bei Marguerite Duras. Ob im Kambodscha ihrer Kindheit oder in der Normandie ihrer späten Jahre, ob in den Kriegswirren von Paris, am Ärmelkanal oder an den mediterranen Schauplätzen ihrer frühen Romane: Im Universum von Marguerite Donnadieu, wie die Duras eigentlich hieß, ist die Energie und die Zerstörungskraft der Ozeane allgegenwärtig. Anhand dieses Leitmotivs beleuchtet Jens Rosteck das fascettenreiche Schaffen der Ausnahmekünstlerin Marguerite Duras, einer Grenzgängerin in der Kunst und in der Liebe.

Schlaglichter auf ihr faszinierendes Leben.

 

 

"Rosteck hat mit Schwester der Meere eine gelungene Biografie vorgelegt, die sowohl informativ als auch literarisch anspruchsvoll ist. Sie ist Duras-Kennern ebenso zu empfehlen wie denjenigen, die sich mit dieser starken und eigenwilligen Frau und ihrem umfassenden und vielseitigen Werk auseinandersetzen wollen und einen zugänglichen, aber anspruchsvollen Einstieg in ihr Œuvre suchen.

Marguerite Duras ist sicherlich ein faszinierendes, aber auch schwieriges Objekt für eine Biografie: Zwischen dem Mythos und dem Menschen zu unterscheiden, ist eine ganz besondere Herausforderung, Duras weder als Monster noch als Heilige darzustellen, eine Kunst. Beides gelingt Rosteck auf bewundernswürdige Weise. Sein Schwester der Meere ist meisterhaft erzählt, sparsam aber treffend mit Zitaten untermauert und bietet nicht nur einen differenzierten Blick auf eine große Schriftstellerin, sondern auch atmosphärische Bilder von Vietnam in den 1910er und -20er Jahren, die ohne Kolonialkitsch auskommen. Auch die Zustände in Paris vor, während und unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg schildert Rosteck eindringlich, ohne dabei die Menschen und ihre allzu menschlichen Schwächen, aber auch Stärken aus den Augen zu verlieren. Immer wieder merkt man auch, dass Rosteck die Vorliebe von Duras für das Meer teilt – seine Beschreibungen der Ozeane, die das beharrliche Hintergrundrauschen für diese Biografie beisteuern, sind prachtvolle Schilderungen von unendlicher Weite und ruheloser Freiheit."

(literaturkritik.de, Juni 2018)